Georg Heuschen

Zeichnung (in Arbeit)

Skulptur (in Arbeit)

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Text

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Nacht

Durch die Stadt, die steinlos zieht,
gräbt sich das Gedächtnis der Geräusche
Die Zone des Verrats ist aufgeräumt
Im Körperraum der geballten Hand
erscheinen Zeichen,
die niemand gerufen hat.
Von nun an sind auf den Halden
Stimmen zu hören.
Weiter draußen
nähert sich dem Mittelpunkt des Vergessens
eine Nachricht:
jede Nacht eine Nacht,
in der die Wände heimlich
in die Erde sinken.

Rattenmaße

Das Maß ist nicht variabel.
Variabel sind die Ratten,
denn sie tragen eine Idee.
Die Keller unter Tokio:
leuchtende Fläche.

Unterirdische Ritter von Tokio
Erstarrt in ihren Trommeln aus Stein
Von Kämpfen um Verzicht erschöpft
Wer sie übersieht, ist mitten unter ihnen
Treibt mit ihren Rüstungen durch die Kanäle
Darin: das langsame Wachstum neuer Verstecke:
leere Hallen der Geduld

Zellen

Zellen der Zeit, die sich dehnen
Rieselfelder
aus der Zone des Verrats
Das Gewicht der Sonne darin
Wind, der vom Mond flieht
und fremd durch unsere Wüste rennt

Utopie

Über die Schatten der Brücken
steigen wir in den leuchtenden Fluß
gleiten über den Grund
ohne Namen
wie ein einzelner Ton
duftend
zum fernen Ufer

Salz

In die milde Spur des Flüchtigen gezeichnet:
das Versprechen, wieder zu kommen,
wenn im Horizont die Risse spielen und
in verlassenen Häusern über die Wände springen.
Dann tritt vielleicht ein Zeuge auf,
der in den Gerätschaften spricht,
an der Linie des Aufzehrens entlang.
Auf den Rissen erscheinen Schalen mit Salz.
Darunter, in Glockenschlägen versteckt,
die langsamen Pfeile,
ein Schwarm ohne Richtung,
dessen Spur wir ahnen.

Hinein

in die Schlucht der quirlenden Augen, die nicht zur Ruhe kommen.
Deren Trichter, immer weiter gefasst, zum Rand hin ausfransen.
Die Sehrinde blättert ab bis zum Vorschein.
Und dahinter keine Zeichen mehr, alles bewegt sich,
strudelt die Wände der Zentrifuge hinauf,
flüchtet den bannenden Augenblick,
rastlos, ratlos.
Die Bewegung, jetzt sinnenlos der neue Sinn,
das neue Zeichen, das neue Symbol.
Die Netzhaut bläht sich auf,
alles passt durch ihre Filter,
bis sie reißt.
Der Blick reißt ab, dann
Ruhe,
in der die Trümmer aufscheinen,
split-second-beat-gallery.
Der sinnlose Tanz der Zeichen
wirbelnd in den Staub gewechselt.

Was seinen Wandel in der Ruhe verbirgt,
gelöst der Widerstand des reinen Scheins,
wird beiseite geblickt
bis in die Abwesenheit.
Was nicht ansichtig scheint im Verschwinden,
im Fall noch,
opfert seine Ruhe
dem blinden Fleck der Bewegung.

Nicht China

Es ist nicht China
das mir Insekten gibt
und nicht das Meer
Es ist nicht der Duft
der zählt
und nicht der Frühling
der mich trägt
und nicht das Verbeugen
vor kleinen Fenstern
Es ist nicht der Wind
der mich zittern läßt
und nichts zwischen Augen
Es ist nicht China
das mir Insekten gibt

Linie

Hingeschüttet die Flecken der Sonne,
gehalten in Händen,
den Steinen versprochen.
So reißt der Blick nicht auf.
So fällt kein Haus.
Die Linie treibt sich in das Feld,
um Eingeborene zu einen,
teilt sich in Partikel,
täuscht als Staub
die einwärts gedrehten Augen.
Doch aus den Wänden klingt heraus,
was die Gehenden verschweigen.
Die Linie schichtet Punkt um Punkt noch,
was die Gehenden verbirgt,
und noch windet sich der Anfang des Gangs
um ihre Schritte.
Noch holt die Gehenden der Ruf der Linie ein,
verwickelt sie in Abschiede und Zögern.
Doch schon hört man von Türen,
die nicht mehr in ihren Angeln schwingen und
von Dächern hört man,
die vergraben wurden.
Zurückgelassen der Staub der Linie,
losgelassen ihr Ende
und gegangen.